Allgemein · 30. August 2022

Eine gesündere Vorgehensweise als „Be-und Verurteilen“

In meinem letzten Blogartikel ging es darum, wie du merken kannst, dass dir jemand nicht guttut und wie du damit umgehen kannst. Und mir ist im Nachgang aufgefallen, dass es an dieser Sache noch einen ganz wichtigen Aspekt gibt. Und zwar geht es um das Thema „Spiegeln“. Vielleicht hast du da schon von gehört, dass andere Menschen eben auch ein Spiegel für dich sind. Und ich möchte dir hier erklären, was ich damit meine/was es damit auf sich hat.

Also: andere Menschen sind aus dem Grund ein Spiegel für dich, weil sie dir zeigen, wie du geprägt bist. Es ist nun mal eine Tatsache, dass du die Welt, Situationen und andere Menschen ganz anders anschaust, wie andere. Jeder hat so seine Sicht auf die Welt, Situationen, Menschen etc. Und diese Ansicht, die Art und Weise wie du auf die Dinge schaust, ist geprägt durch deine eigene Geschichte, durch Erlebnisse, Erziehung, Glaubenssätze etc.

Wenn wir also Menschen be- oder verurteilen, hat das immer auch etwas mit uns zu tun. Also an der Stelle: Wenn wir merken, uns tut jemand nicht gut, dann ist es auch immer ganz gut zu schauen, was an dieser Person tut mir nicht gut und hat das eventuell auch etwas mit mir zu tun.

Achtung Achtung, an dieser Stelle ist mir wichtig zu sagen: Das bedeutet NICHT, dass ihr die Fehler bei euch sucht, sondern ihr euch öffnet für einen bewussten Umgang mit Situationen, die euch herausfordern. Und eben nicht einfach so aus der Pistole heraus andere Menschen zu Be- oder verurteilen. Denn wir Menschen sind alle unterschiedlich, da niemand exakt das gleiche Leben geführt hat, niemand die gleichen Dinge erlebt hat. Hier funktioniert dieses einordnen in „gut“ und „schlecht“ einfach nicht.

Natürlich gibt es moralisch verwerfliche Dinge, die möchte ich hier auch komplett außen vorlassen, das ist einfach richtig so, dass diese Dinge „nicht richtig“ sind, aber das möchte ich an dieser Stelle auch gar nicht thematisieren.

Es geht für mich um alltägliche Situationen, in denen wir vergleichen, bewerten, verurteilen etc.

Nehmen wir einmal folgende Situation, die kennen sicher auch viele von euch, man hat eine neue Kollegin oder einen neuen Kollegen und seine /ihre Art und Weise passt uns so gar nicht und deswegen können wir ihn/sie so gar nicht leiden. Doch was genau ist es, das uns so stört?

Das ist die wichtige Frage. Oft sind es einfach vergangene Erfahrungen oder Prägungen der Erziehung, die uns vor manchen Dingen zurückschrecken lassen, oder dass ein oder andere besser als das andere finden lassen.

So ist es eben auch bei bestimmten Eigenarten oder Verhaltensweisen von Personen. Per se ist eben nichts gut oder schlecht, wie gesagt, denn das ist immer eine Bewertung, die wir selber vornehmen. Da darf man sich dann Fragen: Wer kann das beurteilen? Habe ich das Recht dazu?

Ich habe für mich erkannt, dass das ganze bewerten, beurteilen etc. ein Werk unseres Egos ist. Unser ICH mit dem wir uns identifizieren und die Geschichte drum herum. Und deshalb handhabe ich es so, dass ich nicht mehr nach „richtig“ und „falsch“ kategorisiere, sondern in „für mich stimmig“ und „für mich nicht stimmig“ und das schöne daran ist, dass ich dadurch die Möglichkeit habe zu sagen: „Das ist nicht stimmig für mich“, es aber auch zeitgleich die Option offen lässt, dass es für jemand anderen stimmig sein könnte.

Und vielleicht magst du genau das auch mal ausprobieren. Nicht zu pauschalisieren, sondern für dich zu entscheiden, ob es für dich stimmig ist oder nicht. Hier darfst du auch gerne dein Herz fragen und auf deine Intuition hören, auf dein Bauchgefühl. Denn wenn uns etwas am Gegenüber stört, sollten wir uns immer fragen, wie es dazu kommt und ob das was uns an dieser Person stört, nicht auch etwas mit uns zu tun hat. Es vielleicht etwas ist, dass uns selbst an uns stört oder ähnliches.

Auch kann man sich immer fragen:

„Wer bewertet da gerade?“

„Kann ich überhaupt darüber entscheiden, ob es falsch oder richtig ist?“

„Was genau löst das in mir auch?“

„Stört mich das Verhalten oder die Aussage vielleicht nur, weil da noch eine tiefe Wunde in mir ist, die angeschaut werden möchte?“

Ich finde, diese Fragen können dabei zu unterscheiden, wann wir in solch einem blinden Verurteilen und „Alles persönlich nehmen“ sind, und wo wir einfach für uns entschieden haben: „das ist nicht stimmig“ und das auch ganz klar kommunizieren können, weil es zum Beispiel nicht mit unseren Werten übereinstimmt.

Also: gehe nicht blind in die Be- und Verurteilung, sondern schaue stets, was es auch mit dir zu tun hat. Wie gesagt, hiermit ist weder Opfershaming, noch die Tatsache gemeint, dass du die Fehler bei dir suchen sollst. Es geht darum, dass du über dich neue Erkenntnisse gewinnst, über Werte, Grenzen, Bedürfnisse, die du hast.

Hast du Fragen zu diesem Thema? Dann schreibe mir gern.

Deine Angelina

Diese Seite verwendet Cookies. Durch die weitere Nutzung dieser Website stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu.  Mehr erfahren